Monday, 13. October 2008

Shakir zeigt uns sein Indien

Einer unserer Riksha-Fahrer gestern hat es besonders gut mit uns gemeint: hat uns gute Tipps gegeben, Komplimente gemacht und nicht mal versucht, uns abzuzocken. Deshalb haben wir Shakir heute fuer einen halben Tag angeheuert, um uns zum Amber Fort zu bringen. Die Festung legt auf einem Berg etwa zwoelf Kilometer vor der Stadt.

Amber Fort

Auf dem Weg hat uns Shakir mit historischen Informationen, flauen Witzen und Schwaenken aus seinem Leben versorgt. Natuerlich nicht, ohne uns auszuquetschen, wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen, was wir arbeiten und wie unsere Familienverhaeltnisse sind. Das war dann der Moment, in dem der arme, zuhause gebliebene Ehemann Erwaehnung fand.

Nach dem Palast der Winde ist Amber Fort die wichtigste Sehenswuerdigkeit Jaipurs. Und nicht zu unrecht. Von aussen wirklich eine Festung, ist es von innen ein wunderschoener Palast.

Amber Fort

Alles ist ueber und ueber geschmueckt, verziert und bemalt.

Detail

Detail

Auf dem Rueckweg in die Stadt kamen wir am Jal Mahal, einem Wasserpalast an einem kristallgruenen See, vorbei. Dorthin haben sich die frueheren Maharajas zurueckgezogen, um vor der Hitze und den wilden Tieren zu fluechten. Tiger koennen nicht schwimmen. Da der wirklich mitten im See liegt, konnten wir den nicht besichtigen, aber allein schon davor zu stehen, ist traumhaft schoen.

Jal Mahal

Nach vier Stunden hat uns unser neuer Freund Shakir wieder im Hotel abgesetzt, damit wir unsere letzten Stunden in Jaipur auf der Dachterrasse des Pearl Palace verbringen koennen.

Hotel Pearl Palace

Und noch ein Nachtrag - Kamelschuhe sehen so aus:

Shoes

Drona

Raj Mandir

Das Kino, das Raj Madir, ist eines der groessten und wichtigsten - die Angaben variieren hier - in ganz Indien, Rajasthan oder auch nur Jaipur. Es passen geschaetzt 2.000 Leute rein, und der Saal sieht aus wie ein Sahnebaiser. Das Foyer ist auch toll: riesig gross, rund und in einer rosa- und babybleufarbenen Kombination aus Art Deco und 50-er-Jahre-Design. Leider herrscht striktes Fotoverbot, und da wir nicht schon vor dem Film rausfliegen wollten, haben wir uns daran gehalten.

Im Kino ist es dann so, wie man es erwartet, wenn 2.000 Inder auf einem Haufen sind, laut und wuselig. In einer Tour, auch waehrend des Films, bruelllen Kinder, klingeln Handys (gern mit Klingeltoenen aus Shah-Rukh-Filmen) oder unterhalten sich Leute. Und niemand stoert sich daran. Schoen ist auch, wie die mitgehen. Priyanka Chopra tritt auf: grosses Juhu! Abhi verhaut die boesen Jungs: riesieges Juhu mit Pfeifen und Quieken! Und wenn Abhi den Boesen erst mal richtig hingemacht hat, springen die alle ziemlich geschlossen auf und gehen. Kann ja nicht mehr viel kommen: Held lebt, Boesewicht tot - wen interessiert schon, was noch kommt.

Hindi A 1.1-Standard in der Volkshochschule befaehigt einen nicht wirklich, einem Drei-Stunden-Epos ohne Untertitel zu folgen. Aber weil Bilder viel mehr sagen koennen als Dialoge, konnten wir Drona trotzdem gut folgen. Einzelne Worte schnappt man immer mal wieder auf, und worauf es wirklich ankommt, sieht man ja auch so.

Und worauf es uns wirklich ankam, das koennen der Webmaster und ich schon zugeben, ist Abhishek Bachchan, und der sieht umwerfend aus. Wenn man zum Sabbern ins Kino geht, dann ist das schon ein prima Film. Nichts, was man nicht schon in 20 anderen Filmen gesehen haette, aber: Frech geklaut, ist halb gewonnen. Besonders viele Anleihen haben die, wie bei einem Fantasyfilm ja auch irgendwie zu erwarten, beim Herrn der Ringe gemacht. So spielten nicht nur die Ring Wraiths mit, sondern auch Gandalf und sein Pferd. Und apropos Pferd: Pferde finde ich ja eigendlich bloed. Wenn aber Abhi darauf rumreitet, in seinen weissen Klamotten und mit wehendem Haar, dann ist das schon ein echtes Erlebnis.

Priyanka ist wunderschoen und kann mit ihrem Schwert noch besser umgehen als Abhi. Hach, Schwertkampf! Der Boesewicht hingegen, Kay Kay Menon, den ich schon in Sakar doof fand, war meiner Meinung nach blass und albern. Aber der Webmaster fand den suess. Ich fand der sah aus, wie Tintins boeser grosser Bruder. Die Story war - naja, vielleicht sollte man bei Fantasy nicht unbedingt nach der Story fragen. Und die Effekte waren nicht so uebel in Anbetracht des schmalen indischen Budgets.

Die Jury vergibt einstimmig fuenf Sabberpunkte fuer Abhishek Bachchan.

Pink City

Das Enttaeuschende mal vorab: Die Pinke Stadt ist nicht wirklich pink. Eher terracottafarben. Aber wir haben den Palast der Winde gesehen. In echt. Seit ich zwoelf Jahre alt war, wollte ich das. Das hier ist der Ursprung meiner Begeisterung fuer Indien. Und der Palast der Winde, in dem uebrigens wirklich ueberall eine leichte Brise weht, ist wunderschoen: eher keiner als erwartet und noch zarter und zerbrechlicher.

Palast der Winde

Der Rest der ummauerten Altstadt, also die eigentliche Pink City, ist nicht ganz so spannend: voll, heiss, staubig. Eigentlich ist das ein einziger grosser Basar. Aber Basare sind gut, denn gibt es schoene Sachen, Armreifen zum Beispiel.

Photobucket

Oder Kamelschuhe - fuer jeden ein Paar. Aber der Webmaster hat Gewissenbisse wegen der Kamele, deswegen habe ich jetzt wohl zwei Paare.

Saturday, 11. October 2008

Rajputenstaub ist kein Dreck

Wir sind in Jaipur, im Wuestenstaat Rajasthan. Hier ist es noch heisser als in Delhi und deutlich staubiger. Aber der Webmaster hat mich belehrt: Rajputenstaub ist kein Dreck. Damit fuehle ich mich zwar kein Stueck sauberer, aber immerhin etwas erhabener. (Fuer Informationen zum kriegerischen Volk der Rajputen empfehlen wir Jodhaa Akbar.)

Unser Hotel hier ist, insbesondere im Vergleich zur rosa Schabracke, ganz zauberhaft: von aussen knallpink, von innen liebevoll und detailreich ausgestattet. Und das Tollste ist das Dachgartenrestaurant, von dem man in die Weite Rajasthans sehen kann (vielleicht sind es auch nur die Vororte Jaipurs, das immerhin fast so gross ist wie Berlin).

Jaipur Junction

Heute Morgen waren wir shoppen. Das war schon arg anstrengend, zum einen wegen der Hitze, zum anderen wegen der vielen, vielen Menschen, die auf den Strassen unterwegs sind. Da ein nicht unerheblicher Teil dieser Menschen auch noch permanent damit beschaeftigt ist, jedem Touristen etwas zu verkaufen - und zwar voellig egal was -, ist man nach relativ kurzer Zeit komplett platt. Wir haben gute drei Stunden durchgehalten.

in the streets

Nun erholen wir uns auf der besagten Dachterrasse unseres Hotels. Wir sitzen im Schatten eines pfauenfoermigen Baldachins, trinken Tee und lassen uns in den Nachmittag treiben.

Dachterrasse

Der Webmaster liest was Anstaendiges ueber die indische Geschichte. Ich habe zwei Filmzeitschriften. Auf der einen ist Abhishek Bachchan, auf der anderen Ajay Devgan. Mal sehen, ob nicht wenigstens drin ein paar Shah-Rukh-Neuigkeiten stehen ...

Friday, 10. October 2008

Die Indische Eisenbahn

Schon im Vorfeld haben wir gelernt, dass offenbar alle Inder ein voellig obsessives Verhaeltnis zu ihrer Eisenbahn haben. Und wenn es auch gefuehlte 78 verschiedene Zugtypen, Reservierungsarten und Klassen gibt, muss man doch sagen, dass die ihr Online-Reservierungssystem echt gut im Griff haben. Wir stehen auf dem angegebenen Gleis, der angegebene Zug faehrt zur angegebenen Uhrzeit ein und - und das kann die Deutsche Bahn nicht - der angegebene Zugabschnitt haelt direkt vor uns.

Ajmer Shatabdi Express

Und dann kommt der Service. Eine ganze Flotte von Stewards kommt und bringt einem Sachen: erst mal eine grosse Flasche Wasser, fuenf Minuten spaeter eine Zeitung. Dann faehrt der Zug erst mal los, der Fahrplan muss ja eingehalten werden. Dann bringt der Steward das erste Fruehstueck, Tee und Kekse. Wobei das Tee-Kit aus verpackten Teebeuteln, Milch, Zucker, einem anstaendigen Metallloeffel und - und das ist echt toll - einr kleinen Tefal-Thermoskanne im 70-er-Jahre-Design besteht. Jeder Fahrgast kriegt seine eigene Teekanne!

Dann hat man Zeit, ein bisschen aus dem Fenster zu gucken. Aber nicht zu lang, weil ja dann das zweite Fruehstueck kommt: das bekannte Tee-Kit, Toast mit Butter und Marmelade, Mangosaft und gebratene Gemuesebaellchen mit Erbsen und Karrotten. Der Steward nannte das Railway Dinner, obwohl es erst acht Uhr morgens war, und so sieht das aus:

Imbiss im Zug

Auch der Schaffner, der unsere Namen in einer dicken, schwarzen Aktenmappe abstreichen musste, war sehr nett und hat sogar fuers Foto posiert.

Schaffner

Nach so viel freundlichem Service kamen wir nach viereinhalb Stunden satt und zufrieden in Jaipur an.

Jaipur Junction

Delhi in Flammen

Fuer unseren letzten Abend hat sich die Stadt noch mal richtig Muehe gegeben. Es war Dussehra, man koennte auch sagen: Delhi in Flammen. An diesem Abend feiern die Hindus den Sieg Ramas ueber den Daemonenkoenig Ravana (naehere Infos dazu gibt es, wenn ich nicht irre, in dem wunderschoenen Shah-Rukh-Film Swades). Aus diesem Anlass gibt es ueberall Feuerwerk, und es werden riesige Pappmacheefiguren abgefackelt. Mitten rein wollten wir uns lieber nicht wagen, also haben wir uns das Spektakel von einem Dachgartenrestaurant in unserem Basar angesehen. Leider ist Feuerwerk zu fotografieren echt schwierig, deshalb ein Bild ohne. Aber immerhin: Delhi bei Nacht.

Fireworks in Delhi

Thursday, 9. October 2008

Chak De India

Und auch hier gilt: Nein, Shah Rukh fuhr nicht mit seinem Motorrad vorbei.
India Gate

Weitere Impressionen von heute:
Homayouns Grabmal
Humayun´s Tomb

Der Webmaster im Bambuswald
Lodi Garden

Mein Favorit: Ganesha beschuetzt einen kaputten Sicherungskasten
Ganesha

Und hier noch des Raetsels Loesung: Der Chaiwala ist der Mann, der an der Ecke in einem Waegelchen den Tee macht.

Wenn nichts mehr hilft ...

Der heutige Tag begann nicht optimal. Erst war unser Chaiwala von gestern weg (das Fruestueck war naemlich wohl gut - Inkubationszeit ist abgelaufen). Dann wurde unsere Stadtrundfahrt (alle Sehenswuerdigkeiten, auch die abgelegenen, in einen halben Tag) abgesagt - aus Sicherheitsgruenden, was auch immer das heisst. Und was macht man da? Shoppen! Und wenn wenn das auch nicht hilft, hilft Alkohol. Wir sitzen gerade aeusserst feudal in der Bar des Hotel Imperial (5 Sterne) und trinken in guter kolonialer Tradition Gin Tonics. (Ich schreibe uebrigens immer unterwegs, damit ich im Internetcafe nur noch abtippen muss.) Es ist kuehl, die Diener sind livriert, und der Gin beginnt zu wirken.
The Imperial

Aufmunterung am Strassenrand: Shah Rukh hilft auch immer.
Shah Rukh Khan Werbung

Vielen Dank fuer Eure Kommentare - wir freuen uns immer sehr, von Euch zu lesen!

PS Der Webmaster raucht noch, nur heimlich auf dem Klo, wenn sie denkt, ich merke das nicht - aber ich merke alles!

Wednesday, 8. October 2008

Delhi zu Fuss. Und in der Autoriksha.

Die Nacht war sehr heiss, und wir sind uns uneins, ob sie gut war oder nicht. Morgens hatten wir ein prima Fruehstueck an der Strassenecke, aber auch das, sagt der Webmaster, soll ich nicht schreiben, bevor die 24-Stunden-Inkubationszeit rum ist. Danach sind wir zu Fuss nach Old Delhi. Leider haben wir uns etwas verfranst. Als wir dann in irgendeinem Basar feststeckten in dem es nur noch Kuehe, Esel und Pferde gab, haben wir dann doch lieber eine Autoriksha zum Roten Fort genommen.

Echt Indien: Autoriksha, viel Verkehr und ein herzchenfoermiger Salman-Khan-Aufkleber am Spiegel.
Riksha

Ebenfalls echt Indien ist das Rote Fort von Delhi: wunderschoen, ruhig und sieht aus, wie die Filmkulisse zu Jodhaa Akhbar.
Nein, Hritik Roshan kam nicht vorbei ...
Boegen

Hier noch ein Schnappschuss von unserem Hotelzimmer, Typ Standard Deluxe.
Die rosa Schabracke:
Hotelzimmer


Tradition trifft auf Moderne: Heilige Kuh vor unserem Internetcafe
Internetcafé

Monday, 6. October 2008

First things first. Wir sind in Indien. Es geht uns gut.

Die Reise war bisher eine mittelschwere Odyssee: Der erste Startversuch in Tegel wurde mitten im Beschleunigen auf der Startbahn wegen eines technischen Defekts abgebrochen. Das ist kein schoenes Gefuehl. Dann haben die eine Weile gebastelt, auf einen neuem Slot zum Starten gewartet und es nochmal versucht. Das alles hat rund zweieinhalb Stunden gedauert, und an den Anschluss in Doha war gar nicht mehr zu denken. Aber die Menschen dort sind gut organisiert: Ein Empfangstrupp hat uns an allen Schlangen und Schaltern vorbei gelotst und uns kurzerhand in ein Flugzeug nach Bombay gesetzt. Da wollten wir erst in vier Wochen hin, aber immerhin - Indien! Dann noch ein Anschlussflug, und dann sind wir tatsaechlich und mit nur sechs Stunden Verspaetung in Delhi gelandet. Mit dem toll im Voraus gebuchten Transfer vom Flughafen ins Hotel war es natuerlich auch nix mehr. Und das Hotel ist auch schon etwas schaebig. Aber immerhin ist unser Zimmer rosa - das ist ein gutes Zeichen. Wir ueben uns im landestypischen Gleichmut, wackeln mit dem Kopf und sagen: Kannste machen nix - kya kare!

PS Der Webmaster, moechte ich betonen, hat sich trotz Flugangst, abgebrochenem Start und Umleitungen super-tapfer geschlagen.

Thursday, 2. October 2008

17 Brocken gebrochenes Hindi

Wir packen Koffer! Oder besser: Rucksäcke – oh mein Gott, wir sind Backpacker! Das ist bitter. Im Gepäck haben wir alles, was man so braucht: Visum und Kreditkarte, Sonnencreme und Mückenschutz. Außerdem 17 Brocken gebrochenes Hindi, das wir monatelang mühselig gelernt haben. Und nicht zu vergessen: die Notration! Der Webmaster hat einen iPod mit schönen Sachen vom Doctor und anderen Schätzen der BBC befüllt. Man weiß ja nie, wann man das mal braucht ... Kulturschock ... Reisekoller ... Fernsehentzug ... Langeweile ... na ja, Langeweile wohl eher nicht.

So, das war’s dann erst einmal aus Berlin, mehr in ein paar Tagen aus Delhi!

Thursday, 18. September 2008

Wir fahren nach Indien. Ehrlich, bald geht’s los.

Die Vorbereitungen sind sehr weit fortgeschritten. Wir haben Hotels gegoogelt und Mails an die indische Eisenbahn geschrieben oder umgekehrt. Insbesondere die Eisenbahn ist ein sehr spezielles Thema. Aber dank des unermesslichen Engagements des Webmasters haben wir Reservierungen und stehen auch nur auf einer Warteliste.

Wesentlich einfacher ist die Kinoplanung: Am 2.10. läuft Drona an, der neue Film mit Abhishek Bachchan und Priyanka Chopra. Da wissen wir doch schon mal, was wir als erstes gucken.

Doch ich greife vor. Erst einmal muss die Reise beginnen.

Am 5.10. fliegen wir los, nach Delhi. Von dort fahren wir nach Jaipur – könnten wir uns etwas entgehen lassen, das offiziell als The Pink City beworben wird? Dann geht es nach Agra zum Taj Mahal. Von dort fahren wir nach Lucknow. An das Warum können wir uns zwar beide nicht mehr erinnern, aber es gab mal einen Grund. Ich bin mir sicher. Weiter geht’s an das wahre Ziel dieser Reise, nach Varanasi. Ich habe zwar striktes Ganges-Badeverbot, aber wir werden sehen. Es folgt eine sehr, sehr lange Zugfahrt, und dann kommen wir nach Bombay, wo wir entweder entdeckt werden oder doch die Rückreise antreten. Falls es mit der Hindi-Filmkarriere nicht klappt, sind wir am 4.11. wieder zuhause.

Quelle: GoogleMaps