the Reel World

Thursday, 12. February 2009

Flotte Dreier beim Kinderfilmfest

Der Textdoctor guckt: Unmade Beds von Alexis Dos Santos (Generation 14plus)

Altkluges Kind, das ich mal war, habe ich mich nie für Kinderfilme oder -bücher interessiert. Aber natürlich durfte ich nicht alle Erwachsenenfilme sehen. Gewisse Themen hielten meine Eltern für nicht kindgerecht. Ist wohl auch besser so gewesen. Was heute im Kinderprogramm der Berlinale läuft, hätte mir mit 14 bestimmt die Schamesröte in die Ohren getrieben. So sah ich in Unmade Beds, wie ein Junge, der aussah wie 13, ständig in fremden Betten aufwacht und sich nicht erinnern kann, ob er mit den Bettbesitzern Sex hatte, weil er leider immer zu betrunken war. Irgendwann findet er sich dann mit einem jungen Paar, seinen Mitbewohnern, in einen Dreier wieder, was aber weder die Protagonisten des Films noch das hartgesottene Teenager-Publikum der Berlinale überrascht. Ich hatte in dem Alter definitiv andere Probleme ...

Wednesday, 11. February 2009

Meine Favoritin für den Schauspielerinnen-Bären

Der Textdoctor guckt: London River von Rachid Bouchareb (Wettbewerb)

Das war sicher kein Film, den ich mir normalerweise angesehen hätte. Aber auf der Berlinale sind das oft die besten. Das Thema Terrorismus finde ich zwar spannend, da ich, wie der Webmaster sagt, aber sehr oberflächlich bin, drücke ich mich ziemlich konsequent vor Problemfilmen. In diesem Fall wäre mir da aber echt etwas entgangen. Das war kein großer Film mit viel Tamtam, aber ein sehr eindringlicher. Und Brenda Blethyn war einfach toll. Auch wenn die Story über die Bombenanschläge in London 2005 natürlich sehr heftig ist, hätte ich ihr noch stundenlang zusehen können, weil das wirklich bewegend war.

Kann ich bitte, bitte diese Tapes haben?

Der Textdoctor guckt: The Reader von Stephen Daldry (Wettbewerb)

Ich fand den Film erstaunlich gut. Erstaunlich, weil ich das Buch nicht besonders mochte. Und einiges hat mir am Film auch nicht sehr gefallen: Längen im Mittelteil und juristische Ergießungen zum Thema Moral. Aber natürlich hat dieser Film auch große Vorzüge: Ralph Fiennes und besonders seine Stimme! Der könnte mir das Londoner Telefonbuch vorlesen und ich wäre begeistert ... hach!

Charade in Echtzeit

Der Textdoctor guckt: About Elly von Asghar Farhadi (Wettbewerb)

Ich mag die Berlinale für die Filme, die man sonst nie im Kino sieht. Für Filme, die einem einen Ausschnitt aus einer Welt zeigen, die man sonst nie kennengelernt hätte. Da nehme ich dann auch gern ein paar Längen im Mittelteil in Kauf. Es ist ja schon auch interessant zu sehen, dass man sich auch im Iran offenbar mit den gleichen Gesellschaftsspielen amüsiert, wie bei uns. Allerdings hätte ich dafür nicht unbedingt die komplette Charade vorgespielt bekommen müssen ...

Tuesday, 10. February 2009

Ach, lasst mich doch alle in Ruhe

Der Textdoctor guckt: End of Love von Simon Chung (Panorama)

Manchmal habe ich einfach keine Lust mehr. Dann will ich nach Hause, ins Bett und meine Ruhe haben. Und nie wieder Filme sehen. Schon gar nicht die typischen Berlinale-Filme: nichts pseudo-sozialkritisches, nichts formal avantgardistisches. Nach einem langen Tag voller doofer Filme war es gestern so weit: der tote Punkt der Berlinale. Lasst mich doch alle in Ruhe mit euren langweiligen Filmen, euren belanglosen Storys und euren verwackelten Bildern!

Die Berlinale des unbeendeten Film ist eröffnet

Leider habe ich mir meinen Zeitplan manchmal etwas eng gestrickt. Insbesondere wenn die Kinos weit auseinander liegen und man den üblichen Kampf mit den örtlichen Verkehrsbetrieben kennt, sollte man seinen Plan großzügiger gestalten. Wenn man aber gierig nach Filmen ist oder aber die unrealistische Hoffnung pflegt, dass Teleportation innerhalb der nächsten zwei Sunden erfunden und bis zur Marktreife geführt wird, macht man einen Plan wie meinen und muss dann leider des öfteren vor Ende des Films gehen. Bisher habe ich 18 Filmanfänge gesehen, aber nur elf Enden ...

Manchmal sind Filme keine Filme

Der Textdoctor guckt: Rage von Sally Potter (Wettbewerb)

Wenn man hört, dass lauter Schauspieler, die man sehr mag, in einem Film über die Fashion Industry mitmachen, erwartet man erstmal nichts schlechtes. Zumindest aber erwartet man aber einen Film.

Judi Dench ist ja eigentlich immer toll und Jude Law in drag klingt vieleversprechend. Aber was tun, wenn nichts passiert, die Kamera stundenlang bewegungslos in Closeups auf die Gesichter der Quasi-Interviewten hält? Filme schaffen Emotion durch Motion. Und wenn sich nichts bewegt, ist man auch nicht bewegt. Für mich war das nicht mal ein Film.

Vielleicht werde ich doch lieber wieder Vegetarier

Der Textdoctor guckt: Der Knochenmann von Wolfgang Murnberger (Panorama)

Abgesehen von Ralph Fiennes' blauen Augen und Clive Owens Armani-Anzug mein bisheriges Highlight. Wer die Romane von Wolf Haas kennt oder die beiden Vorgängerfilme Komm süßer Tod und Silentium gesehen hat, weiß warum. Schön, dass auf den morbiden Charme der Österreicher und ihren ekligen Humor immer noch Verlass ist!

Film ist, wenn schöne Menschen schöne Dinge tun

Der Textdoctor guckt: Help Gone Mad von Boris Khlebnikov (Forum)

Ich bin wahrlich kein Experte für osteuropäisches Kino. Bei Tarkowski schlafe ich immer ein, und ansonsten habe ich den starken Verdacht, geht es immer um unattraktive Menschen mit Alkoholproblemen und Depressionen. Aus meiner Sicht gilt obige Weisheit also nicht. Aber ich weiß ja, dass das alles nur billige Vorurteile sind. Und zur Berlinale geht man ja nicht zuletzt um Neues zu sehen und seine alten Vorurteile mal kräftig durchschütteln zu lassen. Also habe ich Help Gone Mad geguckt. Und? Elend und Tristesse soweit das Auge reicht. Sind alle Russen unglücklich? Können die vielleicht wirklich nicht lächeln? Oder werden die Menscchen einfach so in einem Land, das solche Filme hervorbringt?

Wolf Haas ist amüsanter als der Neoliberalismus

Der Webmaster guckt: L'encerclement von Richard Brouillette

und verlässt nach 20 Minuten das Kino.

Der Webmaster liest: Das ewige Leben von Wolf Haas

Da ich noch über zwei Stunden Zeit habe, statte ich der kleinen Buchhandlung gegenüber des nächsten Place of Action einen Besuch ab. Dabei fällt mir der Knochenmann ein und Wolf Haas, von dem ich vorher noch nie (Asche auf mein Haupt) und jetzt sehr viel gehört hab. Siehe da, ich werde fündig und nun sitze ich hier schon eine Stunde und könnte mich scheckig lachen. Da ich weiß, dass es keinen guten Eindruck macht, irgendwo rumzusitzen und die ganze Zeit in ein Buch zu lachen, reiße ich mich zusammen und freue mich anders über Brenner's Kopfschuss.